Sunday 10 June 2012

IRAN





IRANS ATOMPROGRAMM:SÄBELRASSELN SEIT 1979
Via Der Standard von Stefan Binder

Ein Blick ins Archiv zeigt: Die Warnungen vor den atomaren Bestrebungen des Iran sind so alt wie das Atomprogramm selbst

"Der Iran gibt sich gar keine Mühe, seine atomaren Ambitionen zu verbergen. Einer der führenden Politiker in Teheran, Ayatollah Mohadscherani, sagte jüngst: 'Die Moslems müssen ihre Zusammenarbeit fortsetzen und ihre eigene Atombombe produzieren, denn der Feind hat Nuklearwaffen.'"
Die Zeilen entstammen einem STANDARD-Bericht vom Jänner - allerdings nicht 2012, sondern aus dem Jahr 1993.  Schon damals schränkte der Redakteur jedoch ein: "Fachleute glauben aber, daß der Iran noch gut zehn Jahre braucht, um dieses Ziel zu erreichen."

Das iranische Nuklearprogramm ist dieser Tage wieder in aller Munde. Warnungen, die Islamische Republik könnte Nuklearwaffen bauen, sind jedoch so alt wie die Islamische Republik selbst. Manchmal sogar älter. "Nuklearer Iran?", fragt die "New York Times" bereits 1975, als in Persien noch Shah Reza Pahlavi regiert. Eine Frage, die der Shah - damals Verbündeter des Westens - vehement verneint.
Doch die Berichte über die Atom-Ambitionen sorgen für Unruhe in den Medien, der Sturz des Shahs und die Einführung der Islamischen Republik verschrecken den Westen. Deutschland kündigt Verträge auf, die den Bau von zwei Nuklearreaktoren vorsehen. Nach der Geiselnahme von amerikanischen Botschaftsmitarbeitern schließt sich auch Frankreich Sanktionen des Westens an. Trotz des gewaltsamen Sturzes, der US-Botschaftserstürmung und der Einführung der Islamischen Republik gibt es verglichen mit späteren Jahrzehnten in den Medien wenige Warnungen vor Nuklear-Ambitionen des Iran. Stattdessen beschäftigt der Krieg mit dem Irak das Regime in Teheran und die Medien.

90er Jahre - Iran als "größte Bedrohung" für Israel

Das ändert sich in den 90er Jahren. Die "New York Times" berichtet nach der Fertigstellung eines Berichts der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) im Oktober 1991, dass einige Mitglieder des iranischen Regimes die "Absicht haben, Nuklearwaffen zu entwickeln". Besonders China, das Wissenschaftler in den Iran geschickt hat, um iranische Ingenieure auszubilden, macht amerikanischen Regierungsvertretern Sorgen.
"Atommacht Iran?", fragt DER STANDARD am 28. Februar 1992. "Mit dem Zerfall der Sowjetunion hat der Iran eine diplomatische Offensive zu seinen neuen islamischen Nachbarstaaten begonnen, die furchtsame Geister bereits von einer neuen Großmacht im Nahen Osten träumen läßt. Das Schreckgespenst eines Mullah-Regimes entsteht, das mit Hilfe sowjetischer Technologie bald über Atomwaffen verfügt." Der damalige CIA-Direktor und spätere Verteidigungsminister Robert Gates nennt das iranische Atomprogramm vor einem Kongressausschuss ein "ernstes Problem", DER STANDARD berichtet jedoch im August 1992, dass laut einer CIA-Untersuchung der "Iran bis jetzt noch sicher keine Einrichtungen zur Produktion von Atomwaffen" besitzt.

Für Israel, das in den 80er Jahren noch den Irak als großes Problem ansah und den Nuklearreaktor in Osirak angriff, stellt die Islamische Republik zu diesem Zeitpunkt bereits den "Feind Nummer eins" dar, wie der ehemalige Mossad-Agent Joseph Alpher der "New York Times" sagt.

1995 - Eskalation der Warnungen

1995 ist die Besorgnis über Russlands Lieferungen atomarer Technologie in den Iran das dominierende Thema. Die USA äußern Befürchtungen, dass die iranischen Atomanlangen dem Land ermöglichen würden, Uran anzureichern und Atombomben herzustellen. Der damalige russische Präsident Boris Jelzin beruhigt: "Im Iran wird nur ein Atomkraftwerk mit Leichtwasserreaktoren zur friedlichen Nutzung gebaut." Es werde nicht zur Lieferung einer Gaszentrifuge und damit zusammenhängender Anlagen kommen.
US-Präsident Clinton zeigt sich über die Lösung zufrieden - öffentlich. Denn hinter den Kulissen wächst die Besorgnis. In einem "New York Times"-Artikel aus dem Jahr 1995 warnen Vertreter der amerikanischen und israelischen Regierung davor, dass der Iran näher an der Herstellung von Nuklearwaffen ist, "als man bisher geglaubt hat". Der Iran werde in weniger als zehn Jahren Nuklearwaffen besitzen. Israelische Vertreter warnen, dass man einen Angriff in Betracht ziehen müsse, falls das Atomprogramm nicht gestoppt werde.
Als der Iran versucht, an Material und Technologie für die Herstellung von Mittel- und Langstreckenraketen zu gelangen, vervielfachen sich Artikel über das iranische Waffen- und Atomprogramm. 1998 berichtet die "New York Times" erstmals über die Herstellung der Shahab-3-Langstreckenrakete, die eine Reichweite von 800 Meilen (rund 1.300 Kilometer) haben sollen. Vor allem die russischen Materiallieferungen beunruhigen die Amerikaner: Unter anderem stoppen auch die österreichische Behörden eine Lieferung von Material, das zur Herstellung von Gefechtsköpfen verwendet werden kann. In einem Bericht an den US-Kongress 1998 warnt der ehemalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, dass der Iran Technologie und Material für eine Interkontinentalrakete bauen könnte, die fünf Jahre nach Erwerb einsatzfähig wäre und die USA bedrohen könnte.


Einzelnachweise
90er Jahre
1995 - Eskalation und Warnungen
2002 - Die Achse des Bösen
2006 - Zweifel
2009 - Obama und Verhandlungen

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